Vizepräsident Weigert: „Das waren noch andere Zeiten vor 50 Jahren. Die Welt hat sich verändert, auch die Karatewelt. Regeln und Verständnis von Karate haben sich mit der Zeit gewandelt, das diente der Gesundheit und dem Breitensport. Mitgliederzahlen haben sich im Laufe der Zeit auch gewandelt, erst waren es Wenige, dann trainierten Karatekas in überfüllten Hallen, heute ist es meist wieder übersichtlicher.“
Was sich in über 50 Jahren nicht geändert habe, sei die Möglichkeit, jede Woche in Neufahrn ins Karatetraining zu gehen. Dies sei eine herausragende Vereinsleistung. Zu verdanken ist dies, neben dem Gründer Franz Kiening, vor allem Wolfgang Kramer (4. DAN), der seit Jahrzehnten unermüdlich die Abteilung Shotokan-Karate zusammenhält, betonte Weigert.
Die Karate Sportler des TSV Neufahrn selbst hatte schon lange keinen Lehrgang mehr ausgerichtet. So wurde mit Spannung erwartet, wie viele Karatekas in die Halle nach Neufahrn bei Freising finden würden. Als sich die Halle nach und nach immer mehr füllte und dann auch noch der hochkarätiger Überraschungsgast Wolfgang Weigert erschien, war die Freude bei den Initiatoren groß. Weigert, der Vizepräsidenten des Karate-Weltverbandes, überreichte dem Trainer und Kampfrichter Wolfgang Kramer die DKV-Ehrennadel in Silber und zudem einen bemerkenswerten Briefmarken-Bogen mit der ersten und einzigen Karatebriefmarke. Wolfgang Kramer wurde somit deutlich für sein Engagement und seine Leistungen für den Karatesport geehrt. Auch die Vereinsmitglieder drückten mit Blumen und Urkunde ihre Dankbarkeit und Verbundenheit mit Wolfgang Kramer aus.
Dann ging es los. Helmut Körber startete den Lehrgang mit Kihon und Kumite. Mehrere kurze Kombinationen wurden oft wiederholt und schnell kamen alle Teilnehmenden ins Schwitzen. Alles im Grunde recht simpel und durch die Anwendung in Partnerübungen gut zu verstehen. Die Übungen wurden im nächsten Schritt aneinandergereiht und somit plötzlich sehr anspruchsvoll. Krönung der Trainingseinheit war die Anwendung des Gelernten anhand von vier Angreifern. Dass Helmut Körber es in dieser Trainingseinheit geschafft hatte, alle Teilnehmer zu integrieren und zu persönlichen Höchstleistungen anzutreiben, beweist seine hohe Professionalität und große Erfahrung. Angemahnt wurde von ihm allerdings immer wieder, bei allem Kampfgeist, locker zu bleiben, um die Kraft effektiv auf einen Punkt bringen zu können. Helmut Körber erklärte seine Sicht des Karate mit amüsanten Anekdoten und erfrischender Ironie.
Nach der Pause ging es mit der Kata Meikyo weiter. Die Meikyo ist eine sehr alte Kata und zählt zu den Meisterkatas. Vermeintlich ist sie mit den wenigen Techniken einfach, aber die Kunst liegt in der Präzision. So nimmt diese Kata bei den Aufzählungen der Shotokan-Katas einen der hinteren Plätze ein. Dies verdeutlicht, dass vor der Meikyo bereits einige andere Katas gelernt sein sollten. Der Name Meikyo bedeutet „in den Spiegel schauen“. Das ist auch eine der ersten Handbewegungen und könnte als „in den Spiegel der Seele schauen“ gedeutet werden. So kämpft man bei Karate im Grunde ja auch immer gegen sich selber und ringt um Selbsterkenntnis. Respekt und Selbsterkenntnis machen Karate nicht nur zu einer Sportart, sondern vor allem zu einer Lebenseinstellung.
Selten wurden die Teilnehmer in einem Lehrgang so viel gelobt wie bei diesem Jubiläumslehrgang und es wurde die Hoffnung zum Ausdruck gebracht, dass die anwesenden Karatekas nicht bis zu ihrem nächsten runden Jubiläum warten müssen, um wieder einmal in den Genuss eines solch überragenden Lehrgangs zu kommen.